Foto: Jens Schulze / Landeskirche Hannovers

Glas halb voll, halb leer

Glas halb voll / leer
Foto: Lotz, Bearb. GunterM

Pessimisten nennen es halb leer, Optimisten nennen es halb voll

Die Pessimisten nennen es halb leer, die Optimisten nennen das Glas halb voll. Wie ist es einzuschätzen, was wir in diesen Tagen hören? Von Pandemie, Angriffskrieg auf die Ukraine, Klimawandel berichten die Nachrichten, man mag sie kaum einschalten. Auch abseits der großen Politik scheint es nicht gut auszusehen: Rückgang an Mitgliedern und Mitteln in Kirchen und Vereinen, fehlende Finanzmittel allenthalben. Die Pessimisten deuten auf alles, was fehlt, sehen schwarz, zeigen auf Defizite und beklagen menschliches Versagen. Vielfach haben sie recht. Was nicht gut ist, kann so nicht bleiben. Sie sehen auf das Unvollkommene, deuten auf das Unerreichte, lassen sich entmutigen durch Rückschläge, Schwächen und Halbheiten. Das berühmte Glas ist schon halb leer. Da sind mir die Optimisten lieber. Sie nennen das Glas noch halb voll und freuen sich an dem Erreichten. Sie sehen die Fortschritte, auch wenn sie nur gering sind. Sie begnügen sich mit Teilerfolgen und haben einen langen Atem. Wer hat die bessere Einschätzung?

Dritte Sichtweise

Für mich gibt es noch eine dritte Sichtweise. Was wäre, wenn das Glas einfach zu groß ist? Unsere Erwartungen und Ansprüche an unser Leben sind womöglich zu hoch. Was ich mir im Persönlichen erwarte, vom Erfolg im Beruf, vom Glück in der Liebe, von Wohlstand und Gesundheit, es ist bisweilen zu hoch gegriffen. Das Glas ist mit der Zeit zu groß geworden. Ist es kleiner, steigt die Füllhöhe automatisch. Es muss nicht alles perfekt sein. Nur von einem kann ich nicht lassen: ich träume dennoch von einer gerechteren und friedlicheren Welt, für die zu arbeiten und zu leben sich lohnt. Davon höre und lese ich in der Bibel in dieser Zeit vor und um Ostern.

Das Glas in schon halb gefüllt!

Die Geschichten vom Weg und vom Leiden Jesu erinnern an die Gebrochenheit unseres Lebens und an die Begrenztheit unserer Möglichkeiten. Die Berichte von seinem Tod am Kreuz und wie Jesus von Gott auferweckt wurde, sprechen aber auch vom Sieg über den Tod und erinnern an das volle, ganze Heil, das Gott seiner Welt versprochen hat. In den kommenden Tagen bis Ostern und am Fest selbst erinnert die Kirche daran: Gott will den Sieg des Lebens. Schaut, das Glas in schon halb gefüllt!

Pastor Frank Foerster, St. Pauluskirche Langenhagen