Wir fühlten uns sofort wie in einem Museum, als wir das alte Fachwerkhaus am Möncheplatz betraten, in dem 1638 die Familie Wittram die Einbecker Blaudruckerei gründete, dem Handwerk, das aus Holland nach Deutschland gekommen war. Von einer Generation zur anderen wurde die Werkstatt innerhalb der Familie weitergegeben, insgesamt 13 Mal. Im Mai 2005 drohte dann das Aus. Der Blaudrucker Ulf Ahrens und Ursula Schwerin mochten das nicht hinnehmen. Sie pachteten mutig den Betrieb mit sämtlichem Inventar, einschließlich der ca. 700 Modelle. Für Ursula Schwerin war das totales Neuland, Schritt für Schritt und mit viel Geduld wurde sie von Ulf Ahrens in das alte Handwerk eingeführt, bis sie alle Arbeitstechniken beherrschte.
Die Produktionsweise hat sich in 300 Jahren nicht verändert. Gedruckt wird auf Leinen, Baumwolle oder Seide. Aus Salz, Sonnenblumenöl, Wasser, Tonerde und Gummi Arabicum wird der Papp angerührt. Der wird mit einem Holzmodell auf den Stoff in einer Stempeltechnik übertragen. Dort, wo der Papp auf dem Stoff haftet, bleibt beim späteren Blaufärben mit Indigo in den Küpen (= Bottichen) der Stoff weiß. Nach dem Auswaschen des Papps in einem Säurebad folgt das Trocknen. Neuerdings wird auch mit helleren Farben experimentiert und mit Workshops und Lohndruck – nach Wünschen der Kunden – die Angebotspalette erweitert.
Nach einer Mittagspause suchten wir die ebenfalls im Stadtzentrum liegende Einbecker Senfmühle auf.