Ostpreußenmuseum Lüneburg

Beitrag zur besseren Völkerver­stän­digung

Man kann es auch mal andersherum aufziehen: Nach der Bahnfahrt erst zu Mittag essen – und zwar im schönen Brau- und Tafelhaus MÄLZER in Lüneburg,  –  danach gemütlich durch die Innen­stadt bummeln und dann erst ins Ost­preußenmuseum gehen. Das wurde übrigens erst kürzlich nach Umbau und Erweiterung wieder eröffnet. Unverhält­nismäßig viele Geflohene landeten damals nach der Flucht in Lüneburg, so dass die Stadt zeitweise auch als „Kleines Ostpreußen“ bezeichnet wurde.

Unser Museumsführer nahm sich viel Zeit, uns durch die einzigartige Anlage zu führen. Ostpreußen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilt. „Da das historische Ost­preußen heute zu Litauen, Polen und Russland gehört und die Deutschbalten auf den Gebieten der heutigen Republiken Estland und Lettland leben, pflegt das Museum zu Kultureinrichtungen dieser Länder einen intensiven Austausch“ hatte ich bei Wikipedia gelesen. Das Museum sammelt Kulturgut, um damit einen Beitrag zur besseren Völkerver­stän­digung zu leisten.

Bernstein und vieles mehr

Es gibt viele Hörstationen. Auch die 1970 gehaltene Rede von Willy Brandt vor Vertriebenenverbän­den könnte man aufrufen, was allerdings während der Führung zu viel Zeit gekostet hätte. Beeindruckend fanden wir eine Rüstung und ein Kettenhemd, das allein schon 40 kg wiegt! Etliche Tierpräparate z. B. von Elch, Luchs und Vögeln vermittelten in großen Dioramen einen lebensech­ten Eindruck. Man dachte, weit ins Land zu schauen. Gewaltig auch der Wisent, den man sogar anfassen durfte.

Bernstein darf hier natürlich nicht fehlen! Wir sahen herrliche Stücke und auch ein Schränkchen aus dem legendären Bernsteinzimmer. Die Geschichte der Trakehner ist auf Infotafeln nachzule­sen, denn Pferde spielten immer eine wichtige Rolle in Ostpreußen. Von großer Bedeutung war auch die Ostsee. Ein Modell von einem Kurenschiff mit dem malerischen Kurenwimpel ist zu sehen. Der Wimpel gab Auskunft über den Heimathafen und diente gleichzeitig als Windfahne.

Selbstverständlich ergänzen Landkarten die Sammlung. Gemälde und Skulpturen sind in einer Abteilung für sich untergebracht, für die unsere Zeit nicht reichte. Aber einige Exponate sind denn­noch hie und da eingebracht. Das vielbesungene Ännchen von Tharau z. B. ist en miniature gegenwärtig, während das Original in Memel – dem heutigen Klaipeda – steht.

Flucht aus Ostpreußen

Der letzte Teil des Ostpreußenmuseums befasst sich mit der Flucht, zeigt Bilder, die dem Betrachter von den unsäglichen Qualen berichten. Ein Planwagen in Schnee und Eis, Familien mit Sack und Pack, ein über­fülltes Quartier: Sie können doch nur ein schwacher Hinweis sein auf das, was damals geschah und machen mich sprachlos, wenn ich in der Zeitung lese, wie heute mit Flüchtlingen umgegangen wird.