Foto: Jens Schulze / Landeskirche Hannovers

Luthers Apfelbäumchen

Liebe Gemeinde, die Erntezeit ist da.

An unserem Apfelbaum im Pfarrgarten sind die ersten Äpfel reif. Auch Martin Luther hatte wahrscheinlich Obstbäume in seinem Garten in Wittenberg. Jedenfalls war er Selbstversorger oder richtiger: seine Frau Katharina versorgte die Hausgemeinschaft mit frischen Äpfeln und Birnen. Obstbäume nahm Luther gern als ein Beispiel für seine Predigten, die Kirschbaumblüte als Sinnbild für die Auferstehung oder die Apfelernte als Beispiel für die „Bibellese“.

Er sagte: „Ich lese die Bibel, wie ich meinen Apfelbaum ernte: ich schüttle ihn, und was runterkommt und reif ist, das nehme ich. Das andere lass ich noch hängen. Wenn ich eine andere Stelle der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und geh vorüber.“ Er meint damit, dass die Bibel oft und immer wieder gelesen werden sollte. Nicht immer verstehe ich gleich, was der Text meint. Manches erschließt sich mir erst später.

Typisch Luther

Manchmal höre ich eine Predigt über eine Bibelgeschichte, die ich gut zu kennen meine, und bin erstaunt über neue Einsichten. Auch die Reformatoren Luther und Melanchthon waren oft im Gespräch über ihre Bibelauslegung. „Wenn die Bibel ein mächtiger Baum wäre“, sagte Luther einmal, „und alle Worte die Äste, so habe ich alle abgeklopft und wollte gerne wissen, was daran wäre und was sie trügen. Und allezeit habe ich noch ein paar Äpfel oder Birnen heruntergeklopft.“ So vergleicht er die Obstfrüchte mit den Früchten seiner Erkenntnis.

Ein anderes Mal erfreute er sich am frischen Grün der ausschlagenden Bäume im Frühling. In ihnen sah er ein frohes Zeichen der Hoffnung nach dem kalten Winter, eben ein schönes Sinnbild für Gottes gutes Wirken im irdischen Leben. Positives Zutrauen in die Zukunft drückt auch dieser Satz aus: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Das bekannte, Luther aber nur zugeschriebene Wort zeigt Gottvertrauen und Zuversicht. Die Welt mag untergehen, aber ich glaube trotzdem an eine Zukunft. Wer einen Apfelbaum pflanzt, der bald gesunde Früchte trägt, zeigt damit, dass er an ein besseres Morgen glaubt. Glauben heißt über den Horizont blicken. Einen Baum pflanzen heißt Weiterschauen, über den eigenen Horizont hinaus. Das ist typisch Luther.

Am 29. Oktober im Paulusgarten ein Apfelbäumchen pflanzen

Daher darf man ihm das Zitat getrost in den Mund legen - und in die Tat umsetzen: Zum 500. Jubiläumsjahr der Reformation wollen wir nach dem Gottesdienst am 29. Oktober in unserem Paulusgarten ein Apfelbäumchen pflanzen. Gott zur Ehre, dessen Segen wir auch heute und weiterhin erbitten. Und den Menschen zur Freude. Ich bin mir sicher, Luther tät´s gefallen!

Ihr Pastor Dr. Frank Foerster