Rose von Jericho
Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie die „Rose von Jericho“? Sie ist ein kleines Wunder. Es ist eine Pflanze, die merkwürdig aussieht und im geschlossenen Zustand einer vertrockneten Kugel gleicht. Und tatsachlich ist sie auch vertrocknet. Denn sie ist eine Wüstenpflanze. Wenn es sehr lange kein Wasser gibt, rollt sich diese Pflanze zusammen und verdorrt. In ihr regt sich kein Leben mehr. Sie hat auch nur sehr zierliche Wurzeln. Diese Wurzeln vertrocknen und fallen von dem Rest der Pflanze ab. Wenn die Wüstenwinde kommen, ist die Pflanze frei, sich fortreißen zu lassen, nicht selten kilometerweit. Liegt sie dann an einem neuen Ort und es regnet dort oder sie kann Wasser aus einer Pfütze ziehen, dann öffnet sie sich wieder. Innerhalb einer halben Stunde entfalten sich ihre eingetrockneten und zusammengeschrumpften Ästchen und die vielen kleinen Samen, die sich in ihr verborgen gehalten haben, fallen heraus. Sie legen sich in den Boden, ziehen neue Wurzeln, und am neuen Ort kann eine neue Pflanze aufblühen. Sie ersteht sozusagen zu neuem Leben.
Diese Pflanze ist auch in der Stadt Jericho gewachsen. Als im Mittelalter die Handelsreisenden diese Pflanze im Heiligen Land sahen, haben sie sie bestaunt und nach Europa mitgenommen. Sie gaben ihr den Namen „Rose von Jericho“ – weil sie sich so schön entfaltet wie eine Rose und weil sie zu neuem Leben ersteht wie Jesus Christus es getan hat. Deshalb nennt man sie auch „Auferstehungsblume“.
Die „Rose von Jericho“ ist ein schönes Bild für das Wiederaufblühen des Lebens nach einer Dürre- oder Kältezeit. Wie sehr hoffen wir, dass nach arbeitsreicher oder kräftezehrender Zeit endlich Ferien oder Urlaub beginnen mögen. Wenn uns Wärme und Licht umgeben, dann werden auch wir wieder munter wie die Pflanzen in der Erde oder wie die Wüstenrose im Wasser. Auch wenn wir uns einmal verwelkt oder kraftlos fühlen, dürfen wir doch wissen, dass tief in uns immer noch eine wunderbare Lebenskraft ist. Vielleicht hat auch uns so mancher Sturm im Leben an einen neuen, fremden Ort getrieben. Aber auch dort können wir neue Wurzeln ziehen und ein neues Leben beginnen.
Denn Gott kann immer das neue Leben in uns aufblühen lassen, das er in uns gelegt hat. Sogar das Leben, das erst nach dem Tod beginnen wird: das größte aller Wunder – das ewige Leben, das uns der große Schöpfer verheißen hat, von dem wir kommen und zu dem wir gehen.
Ihr Pastor Dr. Frank Foerster