Foto: Jens Schulze / Landeskirche Hannovers

Der Adventskranz

Das Rauhe Haus – ein heruntergekommenes Bauernhaus

Liebe Gemeinde!

Das Rauhe Haus – ein heruntergekommenes Bauernhaus in der Nähe von Hamburg. Im Jahr 1833 richtete der junge Pastor Johann Hinrich Wichern dort eine „Rettungsanstalt“ für verwahrloste Jugendliche ein. Sie hatten kein Zuhause und keine Familie, lebten auf der Straße und mussten sich dort durchschlagen. Viele Menschen wollten sie einfach wegsperren. Johann Hinrich Wichern wollte es anders.
Er wollte jeden Jugendlichen so aufnehmen, wie Christus ihn angenommen hat: „Mein Kind, dir ist alles vergeben! Sieh um dich her, in was für ein Haus du aufgenommen bist! Hier ist keine Mauer, kein Graben, kein Riegel; nur mit einer schweren Kette binden wir dich hier, du magst wollen oder nicht; du magst sie zerreißen, wenn du kannst; diese heißt Liebe und ihr Maß ist Geduld.“
Die Jugendlichen sollten eine Ersatzfamilie finden und deshalb lebten sie in Wohngruppen mit Betreuern zusammen. Alle verband das gemeinsame Arbeiten, Beten und Bibellesen und das gemeinsame Feiern. Wichern wollte sowohl eine arbeitende und betende Liebe wie auch eine festliche und feierliche Liebe leben.

Pastor Johann Hinrich Wichern erfand den Adventskranz

Um das Kommen Gottes an Weihnachten zu verdeutlichen, wählte Wichern die Lichtsymbolik: Während die Tage draußen immer kürzer, kälter und dunkler werden, soll drinnen der Lichterglanz immer mehr zunehmen. Er erfand den Adventskranz: auf einem Wagenrad wurden 24 Kerzen befestigt, kleine rote Kerzen an den Wochentagen und weiße Kerzen an den Sonntagen. Wenn alle Kerzen leuchten, dann wird das Kommen Gottes gefeiert – Weihnachten.
Die Idee fand schnell Anklang bei den Menschen. In reduzierter Form, mit vier Kerzen für die vier Adventssonntage. Und in dieser Form finden sich Adventskränze immer noch in unseren Häusern.
Das sich ausbreitende Licht erzählt von Jesus Christus, Licht der Welt
(Johannes 8,12). Es scheint in die Finsternis, wird zum Hoffnungsschimmer und zeugt davon, dass Gott bei uns ist am Tag und in der Nacht.
Der Bibelvers, der zum ersten Advent gehört, lautet: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer.“ Also wird ganz am Anfang des Advents schon verkündet, dass ein besonderer König kommen wird. Ein gerechter und helfender König, er braucht keinen Prunk und keine Machtgesten. Er setzt sich für Gerechtigkeit und Solidarität ein.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit

Pastorin Sabine Behrens

Vor 200 Jahren geboren: Johann Hinrich Wichern 21. April 1808: Geburt in Hamburg 1828 bis 1832: Studium der evangelischen Theologie 1833: Gründung des "Rauhen Hauses" in Hamburg Horn 1839: Beginn der Diakonen-Ausbildung ("Brüder") 1848: Wicherns Rede auf dem Kirchentag Wittenberg führt zur Gründung der "Inneren Mission" 1851: Wichern wird Regierungsbeauftragter für die preußische Gefängnisreform 1858: Gründung des Berliner Johannes-Stifts 1864: Begründung der Feld-Diakonie 1872: Rückkehr ins Rauhe Haus, schwere Krankheit 1881: Wichern stirbt nach langem Siechtum