Ausschnitt
Foto: GunterM

PALÄON Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere

Schöninger Speere

Trotz Sommerhitze fuhren wir in Fahrgemeinschaften zum Besucherzentrum in Schöningen. Das wurde vor wenigen Jahren speziell für die Schöninger Speere erbaut, was verständlich ist, wenn man hört, dass die Menschheitsgeschichte durch den Fund dieser Speere umgeschrieben werden musste! 300.000 Jahre alt sind die Jagdwaffen, die 1994 hier entdeckt wurden! Eine Weltsensation! Sie erbrachten den Beweis, dass der Urmensch bereits Fähigkeiten besaß, die bisher nicht für möglich gehalten wurden.

Ein Biologe stellte sich uns als Führer vor – und erwies sich als Super-Glücksfall! Ohne pädagogischen "Zeigefinger", mit viel Geschick und geradezu ansteckender Begeisterung brachte er uns die Themen nahe, beantwortete ausführlich alle Fragen!

Museumsgebäude

Das Museumsgebäude selbst zeigt sich in hochmoderner Architektur. In der ersten Halle war an der Wand entlang in bunten Bildern u. a. dargestellt, wie Warm- und Eiszeiten sich abwechselten. In der Jungsteinzeit stand hier kein Wald, ein Magerrasen deckte den Boden, so wie er um das Museum zu sehen ist mit Blumen, Gräsern und Pflanzen, die vor 300.000 Jahren schon wuchsen. Wildpferde gab es reichlich, wie Knochenfunde belegen. Auch jetzt weiden auf wiesenartiger Steppe am Paläon-Gelände eine Gruppe wilder Przewalski-Pferde, versetzen den Betrachter zurück in die Jungsteinzeit.

Grube des Braunkohlen-Tagebaus Schöningen

Die Grube des Braunkohlen-Tagebaus Schöningen liegt direkt nebenan. Hier wurden die Speere gefunden, und hier wird auch immer noch gegraben. Alle Funde landen in diesem Museum. „Notgrabungen“ sagte Herr Wenst, denn unaufhaltsam frisst der Schaufelradbagger sich näher. Die Archäologen müssen schnell erkennen und handeln, um Unwiederbringbares zu retten. Sehr anschaulich zeigt das Paläon ein Modell, an dem zu sehen ist, wie viele Schichten die Bagger sich Stufe um Stufe 150 Meter tief nach unten gefressen haben.

Schaukasten

In einem Schaukasten sieht man etliche Holzstücke, an den Enden gespalten. Wofür mag man sie benutzt haben? In einer anderen Vitrine sind Feuersteine mit sehr scharfen Kanten zusammengetragen. Mit ihnen ließ sich ein ganzes Pferd zerteilen, wie Paläontologen ausprobierten. Dann kamen wir an ein Video, das ein seltsames Tier im Wasser und an Land zeigte. Es handelte sich um den Russischen Desman, den man gleich nebenan als Tierpräparat betrachten konnte.

Dann standen wir vor den Speeren, attraktiv präsentiert in einer in die Wand eingelassenen Vitrine. Dass sie Jahrtausende überdauerten, ist den perfekten geologischen Verhältnissen am Fundort zu verdanken.

Urmensch Homo heidelbergensis

Schlussendlich sagten wir dem Urmenschen Homo heidelbergensis guten Tag. Nach neuesten Erkennt-nissen rekonstruiert, hockt er neben einem sich aufbäumenden Pferd und lässt seinen Blick über die Steppe in die Ferne schweifen.

Statt der geplanten einen Stunde waren inzwischen zwei wie im Flug vergangen, und man hätte noch viele Stunden weiter schauen und staunen können, fasziniert von den vielen Schätzen und der Entdeckung, dass der Urmensch uns näher ist als wir bisher dachten!

Gebäude
Foto: R.Busse

Hochmoderner Architektur des Museumsgebäude

Braunkohletageabbau
Foto: R.Busse

In dieser Grube wurden die Speere gefunden

Schauwand
Foto: R.Busse

Speere in einer Wand eingelassenen Vitrine