Ausschnitt
Foto: GunterM

Tapetenmuseum Celle

Nicht so spektakulär?

Das hört sich erstmal nicht so spektakulär an; trotzdem machten wir uns auf den Weg, weil wir längst gelernt haben, dass Museen oft Überraschungen bereit halten. Und so war es auch hier! – Kaum hatte Marianne Stumpf, Besitzerin und Seele dieses Anwesens, uns in Empfang genommen, führte sie uns in den nächsten Raum – und wir waren spachlos vor Staunen, denn hier war ein Stück der Celler Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert gut sichtbar einbezogen!  Verständlich, dass wir zunächst einen  kleinen  Einblick  in die inter­essante  Historie  dieses  alten  Fachwerkhauses im Centrum von Celle bekamen.

Entwicklung der Tapete

Dann aber begann die Wanderung durch die spannende Entwicklung der Tapete. Zu allen Zeiten hatten die Menschen das Bestreben, die Wände ihrer Behausung zu dekorieren. Höhlenmalereien, Fresken, Mosaiken, Teppiche und Stoffbespannungen erzählen davon. Die erste Wandverkleidung, die man als Tapete bezeichnen kann, geht auf Albrecht Dürer zurück. Um 1515 gestaltete der für den Kaiser eine Hochdruck­platte, mit deren Hilfe eine größere Fläche Papier bedruckt werden konnte. Papierherstellung galt zu der Zeit noch als handwerkliche Kunst. Man benutzte lange Zeit Druckmodeln aus Holz, die zu einem Rapportmuster gesetzt wurden, Erst nach Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Endlospapier erfunden, was die Tapeten- produk­tion effizienter machte. Ein riesiger Markt entwickelte sich.

Musterkollektionen aus verschiedenen Epochen und Ländern

Marianne und Hans-Heinrich Stumpf trugen in ihrem Tapetengeschäft „Wandliebe“ im Laufe vieler Jahre eine große Sammlung von Musterkollektionen aus verschiedenen Epochen und Ländern zusammen. Das wertvollste Stück ist eine Ledertapete mit Golddruck aus dem 18. Jahrhundert. Auch riesige Landschaftsbil­der, die in Strei­fen gedruckt an der Wand zu einem Ganzen zusammengefügt werden, sind zu bestaunen. Es fehlt auch nicht der Hinweis auf die grüne Tapete, die mit Blei und Oxiden um 1800 hergestellt, gefährliche giftige Gase abgab. Als Spiegel ihrer Zeit sind außerdem die Tapetenentwürfe namhafter Künstlern wie Pablo Picasso, Niki de St. Phalle, Carl Lagerfeld, Zaha Hadid  und andere zu sehen. Und logischerweise finden sich auch Musterbücher der Langenhagener Tapetenfabrik in der Sammlung, was Käthi und Klaus beson­ders freute, weil sie beide früher in der NORTA gearbeitet haben.

Kunst an den eigenen vier Wänden

Das ganze Haus ist sehr kunstvoll und einfühlsam eingerichtet. Besonders gefiel uns die schöne Nische, in der ein Sofa von einer Bücherwand umgeben schien: Tapete macht's möglich! Natürlich wird auch eine Druckwalze mit eingeschnittenem Muster gezeigt und sogar eine Schneiderpuppe mit einem Kleid aus Tapete!

Die WANDLIEBE ist ein einziges Highlight. Es gibt hier fast alles – nur keine langweilige Raufasertapete!

Tapetenmuster von Niki de Saint Phalle (mitte) und Janosch (recht)