Ausschnitt
Foto: GunterM

Friedenshain Isernhagen

Karl Kirchhoff kaufte 1907 ein ca. 16.000 qm großes Sumpfgebiet

Meistens hatten wir ja gutes Wetter bei unseren Ausflügen. Diesmal leider nicht. Als wir am Friedenshain ankamen, regnete es immer wieder. Außerdem hatten nicht alle Teilnehmer rechtzeitig das Ziel erreicht. Trotzdem begrüßte uns Herr Michael Hapke freundlich. Er hatte sich ausnahmsweise bereit erklärt, unsere Gruppe durch sein Grundstück zu führen und erzählte:

Sein Urgroßvater Karl Kirchhoff hatte als Tischler zunächst Zierschränke für Aquarien gebaut und ein Zoogeschäft in Hannover betrieben. Weil die Nachfrage nach Fischen und Wasserpflanzen sehr groß war, kaufte er 1907 ein ca. 16.000 qm großes Sumpfgebiet, um dort eine eigene Zuchtstation zu errichten. Er legte Gärten mit Gewächshäusern und Teichen an und baute eine wissenschaftliche Station mit einem Naturmuseum in der Absicht,  den Hannoveranern naturnahe Erlebnisse zu ermöglichen. So entstand der Friedenshain. Er wurde von Wissenschaftlern, Schulgruppen und naturliebenden Menschen häufig besucht. 

Etliche Statuen geben dem Park einen märchenhaften Anstrich

Etliche Statuen geben dem Park einen märchenhaften Anstrich. Karl Kirchhoff hatte sie für wenig Geld vom Zirkus Tivoli erworben, als der in Finanznot steckte. Die Hannoveraner kamen gern am Wochenende, um hier das Naturparadies bei Kaffee und Kuchen zu genießen. Eintritt wurde nicht erhoben. Bis 1987 war der Friedenshain für die Bevölkerung geöffnet. Dann wurde er geschlossen. Nur in sehr vereinzelten Fällen konnte der Hain seither besichtigt werden, z. B. zum 100. Geburtstag. Denn eine Führung braucht sehr zeitraubende Vorbereitung und Herr Hapke ist berufstätig! Umso dankbarer waren wir, dass wir kommen durften.

In vierter Generation lebt Michael Hapke hier auf dem Grundstück mit seiner Familie. Hier ist er geboren und kennt den Garten wie seine Westentasche. Viel Zeit, Geld und Arbeit hat er investiert. Die Zeitung berichtete vor einem Jahr: „Der Friedenshain in Isernhagen soll den Menschen in Niedersachsen erhalten bleiben. Dazu hat Eigentümer Michael Hapke nun einen Landschafts-Architekten beauftragt, der ein „Pflege- und Entwicklungskonzept“ erstellen wird. Darin sollen  Maßnahmen erfasst werden, die für den Erhalt des Friedenshains erforderlich sind. Die VGH-Stiftung hat sich bereit erklärt, Michael Hapke bei der Finanzierung dieses Pflege- und Entwicklungskonzeptes zu unterstützen“.

Wichtiges Dokument hannoverscher Geschichte

Die Anlage wird als „wichtiges Dokument hannoverscher Geschichte“ eingestuft. Für Baudenkmale gilt gesetzlicher Schutz, jegliche Veränderung muss von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. Das ist genau der Grund, warum Michael Hapke,  eine Unterschutzstellung möchte: „Ich sehe die Vorteile. Denn mein Interesse ist es, die Anlage – mein Lebenswerk – für spätere Zeiten zu erhalten“. Für ihn und seine Familie wäre das viel zu teuer und arbeitsintensiv.

Bei unserem Rundgang bewunderten wir den herrlichen Baumbestand, freuten uns über die vielen kleinen Seen und entdeckten auch ein weiß blühendes Knabenkraut. Zum Schluss durften wir noch das Museum mit den unterschiedlichsten Exponaten sehen. Wir bekamen von Herrn Hapke ein kleines Orgelkonzert und ein Gedicht vorgetragen, ehe wir uns – mit einer viel zu kleinen Spende –  bedankten und verabschiedeten.

Schild aus alten Zeiten
Foto: R.Busse

„Bekanntmachung“

Schild aus alten Zeiten.