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Foto: GunterM

Stift Obernkirchen

Stift Obernkirchen war als Kloster gedacht

Als wir im April dieses Jahres einen geführten Rundgang durch Obernkirchen unternahmen, war das dortige
evangelische Damenstift leider nicht zugänglich. Jetzt hatten wir einen Termin vereinbart und machten uns erneut auf den Weg nach Obernkirchen.
Frau W., langjährige Stiftsdame, wartete schon auf uns und erklärte zunächst die baulichen Gegebenheiten. Die Gebäude haben alle schon ein stolzes Alter, waren ursprünglich als Kloster gedacht. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts ist es ein Damenstift für Töchter des Schaumburger Adels und ab Mitte des 20. Jahrhunderts der Klosterkammer Hannover zugeordnet. Frau Wein wollte uns gerade den Stiftsgarten zeigen, als ein heftiger Regenschauer niederging. Wir flüchteten ins Haus, um weiter der Geschichte zu lauschen.
Es handelt sich hier nicht um ein strenges Kloster, versicherte uns Frau Wein. Alle Damen haben ihren privaten Bereich, können reisen, müssen sich nicht von ihrem Besitz trennen und übernehmen – je nach Begabung – unterschiedliche Aufgaben. Seit 1962 ist eine Äbtissin Oberhaupt und Leitung des Stifts, und die aufgenommenen Damen müssen seither nicht mehr adlig sein.
Im Obergeschoss bewunderten wir die schön gestalteten Fensterstürze und Deckenbalken. Hier hängen auch all die Wappen der Damen, die in diesem Stift gelebt haben.

Gründung der Obernkirchener Internatsschule

Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Landfrauenschule in den Gebäuden des Stifts untergebracht, an die ein kleines Museum erinnert.

Im Infoblatt heißt es: „Generationen von jungen Frauen erlebten in der Obernkirchener Internatsschule eine qualifizierte, wissenschaftlich fundierte Berufsausbildung in ländlicher Hauswirtschaft. Gemeinsam mit einer charakterlichen Persönlichkeitserziehung und einer intensiven Förderung von kulturellen Interessen stellten dies Eckpfeiler eines ganzheitlichen Erziehungsansatzes dar… Die Landesfrauenschule entwickelte sich als höhere Bildungsanstalt zu einer renommierten, staatlichen Fachschule. Das Symbol war der Mistelzweig, dazu die Initialen MAID (für Mut, Ausdauer, Idealismus und Demut)“.

Seit vielen Jahren auch Tagungszentrum

In den großen Gebäuden des Stifts ist seit etlichen Jahren ein Tagungszentrum untergebracht und seit 2010 auch ein „Frauenort“ zur Erinnerung an Agnes von Dincklage, die bedeutende Schulleiterin, die viele Jahre die Frauenschule geleitet und geprägt hat.