Ausschnitt
Foto: GunterM

Lemgo

Mit Fahrgemeinschaften nach Lembgo

Mit Öffis hätte die Fahrt viel zu lange gedauert, so bildeten wir Fahrgemeinschaften, um nach Lemgo zu fahren. Obwohl die Sonne vom knallblauen Himmel strahlte, war an müheloses Fotografieren nicht zu denken, weil die Stadt voll von Baustellen war. Wir hatten mit Herrn Werner Kuloge einen ganz hervorragenden und überragenden Stadtführer, der auf Grund seiner Größe nicht zu übersehen war.
 

Das „Hexenbürgermeisterhaus“

Lemgo -Renaissance-Giebel
Foto: R.Busse

Er brachte uns zunächst ins Heimatmuseum, einem der schönsten Bürgerhäuser  der  Stadt  mit  reich  verziertem  Renaissance-Giebel,  genannt „Hexenbürgermeisterhaus“. Seinen merkwürdigen Namen verdankt das uralte Gebäude einem Bürgermeister, der sich im 17. Jahrhundert besonders bei der Hexenverfolgung und -verbrennung hervorgetan hatte. Ein Rückblick auf den dunkelsten Teil der Lemgoer Geschichte: Bis 1661 wurden 272 unschuldige Frauen und Männer der Zauberei angeklagt und unter der Folter zu einem Geständnis gezwungen. Danach verbrannte man die Delinquenten auf dem Scheiterhaufen. Es sei denn, der Betroffene zahlte einen Preis – wie für ein Haus, –  was nicht etwa das Leben rettete, sondern den Feuertod vermied und den schnelleren Tod durch das Schwert „erkaufte“!

Das Dreistraßenschema

Ein Modell gab uns schnell einen Überblick über die ungewöhnliche Anlage des Dreistraßenschemas. Von Ost nach West verlaufen die meisten. Im selben Muster entstand südlich davon in der feuchten Begaaue die Neustadt, als Handwerker sich dort ansiedelten. Beide Ortsteile wurden 1365 vereinigt und die bis dahin trennende Mauer abgerissen. Danach wurde die ganze Ortschaft durch einen Graben und eine Stadtmauer gesichert, die aber heute nur noch zu erahnen sind. – Lemgo ist Hochschulstadt, gehörte der Hanse an und liegt 25 km östlich von Bielefeld. Es hat heute ca. 41.000 Einwohner. Die Stadtgründung am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege geht auf das späte Mittelalter zurück. Der Dreißigjährige Krieg löste mit Pestepidemien eine schwere wirtschaftliche Krise der bis dahin blühenden Stadt aus. Den Zweiten Weltkrieg dagegen überstand Lemgo nahezu unversehrt, weshalb auch heute noch viele alte Bürgerhäuser aus dem späten Mittelalter das Stadtbild bestimmen. Wir hatten das Glück, dass In der Pfarrkirche St. Nicolai gerade der Organist übte und uns ein Klangerlebnis der sehr alten Orgel bescherte. Nachdem uns Herr Kuloge noch eine prachtvolle neue Giebelfront gezeigt hatte, überraschte er uns auch mit deren Rückseite, der man das Alter des Hauses von 800 Jahren deutlich ansah.

Zwei Stunden waren wie im Flug vergangen

Fast zwei Stunden waren wie im Flug vergangen, Zeit, Abschied zu nehmen.  Ins Melounge kehrten wir zu einer ausgedehnten Mittagspause ein, ehe wir uns wieder auf die Chaussee begaben.