Ein Modell gab uns schnell einen Überblick über die ungewöhnliche Anlage des Dreistraßenschemas. Von Ost nach West verlaufen die meisten. Im selben Muster entstand südlich davon in der feuchten Begaaue die Neustadt, als Handwerker sich dort ansiedelten. Beide Ortsteile wurden 1365 vereinigt und die bis dahin trennende Mauer abgerissen. Danach wurde die ganze Ortschaft durch einen Graben und eine Stadtmauer gesichert, die aber heute nur noch zu erahnen sind. – Lemgo ist Hochschulstadt, gehörte der Hanse an und liegt 25 km östlich von Bielefeld. Es hat heute ca. 41.000 Einwohner. Die Stadtgründung am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege geht auf das späte Mittelalter zurück. Der Dreißigjährige Krieg löste mit Pestepidemien eine schwere wirtschaftliche Krise der bis dahin blühenden Stadt aus. Den Zweiten Weltkrieg dagegen überstand Lemgo nahezu unversehrt, weshalb auch heute noch viele alte Bürgerhäuser aus dem späten Mittelalter das Stadtbild bestimmen. Wir hatten das Glück, dass In der Pfarrkirche St. Nicolai gerade der Organist übte und uns ein Klangerlebnis der sehr alten Orgel bescherte. Nachdem uns Herr Kuloge noch eine prachtvolle neue Giebelfront gezeigt hatte, überraschte er uns auch mit deren Rückseite, der man das Alter des Hauses von 800 Jahren deutlich ansah.